Warum?

Warum?

Warum?

Die Frage nach dem WARUM

Warum stehen wir jeden Morgen auf? Was treibt uns eigentlich an? Warum haben wir den Beruf gewählt, den wir Tag für Tag ausüben? Warum haben wir Kinder bekommen? Warum ist unser Leben genau so, wie es ist? Warum sind wir mit dem Menschen zusammen, mit dem wir zusammen sind? Warum, warum und nochmals warum?

Würde ich mein Leben anders leben, wenn ich es noch einmal wiederholen könnte?

Wenn ich zurückblicke, frage ich mich oft, ob ich etwas anders gemacht hätte. Hätte ich vielleicht besser einen anderen Weg eingeschlagen? Hätte ich länger im Ausland bleiben sollen? Doch noch weiter studieren? Die Antwort: Ich weiß es nicht. Ich kann mich an Zeiten in meinem Leben erinnern, an denen ich mich rastlos fühlte, unruhig und getrieben, ohne ein wirkliches Zuhause. Und ich fühle: Ein Zuhause, einen festen Platz, an dem ich für immer und ewig sein möchte – das gibt es nicht. Meine Unruhe und mein Getriebensein werden nicht aufhören. Jedenfalls kann ich mir heute nicht vorstellen, dass sich das jemals ändern wird.

Immer wieder die Richtung ändern. Ist es das, was uns am Leben hält?

Die Vorstellung, stehenzubleiben und keine Entwicklung mehr durchzumachen, ist für mich ein echter Graus. Wenn ich das Gefühl habe, ich habe einen Schritt geschafft, bin ich meistens schon bereit, den nächsten zu tun. Immer wieder die Richtung zu wechseln, hält mich am Leben.

Bevor ich mich selbstständig gemacht habe, war ich nicht mehr wirklich happy in meinem Job. Ich arbeitete in einer größeren Firma: viele Leute, die Entscheidungen mittreffen wollen. Oft habe ich mich in solchen Einheiten, in denen Prozesse gefühlt eeeeewig dauern, eingeengt gefühlt. Blockiert. Irgendwann haben mich das ständige Diskutieren, das endlose Gequatsche und Aussagen wie „Ich bin der Chef! Ich entscheide das!“ einfach nur noch wahnsinnig gemacht. Ernstnehmen konnte ich einige Menschen schon lange nicht mehr, zumal ich immer wieder darüber nachgrübelte, ob bestimmte Positionen in einer großen Firma nur dann zu erlangen sind, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.

Das Ende war nicht schön, aber im Nachhinein eine Befreiung. Und zwar eine GROßE!

Heute entscheide ich alles, einfach alles, alleine. Und ich kann gar nicht sagen, wie gut sich das anfühlt. Wie frei ich mich fühle! Wie viel ich in zwei Jahren schon bewegt habe! Ich gehe meinen eigenen Weg, ohne jemanden um irgendetwas bitten zu müssen.

Je schwerer uns manche Entscheidungen fallen, desto wichtiger sind sie für uns

Ich kann frei entscheiden, mit wem ich arbeiten will, ohne mich erklären zu müssen – ich kann gar nicht in Worte fassen, WIE glücklich mich das alles macht. Jeden Tag darf ich mich weiterentwickeln und wachse dabei immer wieder über mich hinaus. Das fühlt sich gut und richtig an.

Aber warum genau ist es dieser Beruf? (Oder soll ich besser sagen: „diese Berufung“?) Mit Gewissheit kann ich es nicht sagen. Es ist mehr ein Gefühl, eine innere Stimme, meine Intuition und meine Leidenschaft, die sich ihren Weg gebahnt hat, die ich finden durfte. Und: Der ich folgen durfte – weil meine Eltern, im vollen Bewusstsein ihrer eigenen Vergangenheit, den Mut hatten, mich meinen Weg gehen zu lassen. „Du kannst tun, was immer du willst“, war ihre Kernaussage. Sie bedeutet für mich große Freiheit.

Warum hören wir nicht viel mehr auf diese innere Stimme? Auf dieses innere Gefühl, uns auszuprobieren und uns zu finden? Vielleicht auch mal einen nicht so tollen Weg einzuschlagen? Sich, manchmal, auch zu verirren? Sich wieder auf sich selbst zu besinnen und wieder von vorne zu starten? Immer wieder in uns hineinzuhören und zu fragen: Ist es das wirklich noch? Macht mich das wirklich glücklich? Will ich das noch so?

Reisen sind ein Mittel, das bei solchen Gedanken immer sehr hilfreich für mich ist. Weg von zu Hause sein. Gedanken neu sortieren können. Verrückt sein (ver-rückt!). Rumspinnen. Neue Eindrücke gewinnen und mich inspirieren lassen. Sobald sich mein Kopf frei anfühlt und ich Kraft für die nächste Etappe gesammelt habe, weiß ich wieder, warum ich das alles mache.

Warum schaffen wir es nicht, „einfach nur“ das schöne im Leben zu sehen?

Die Welt ist einfach und – meistens – wunderschön. Viele von uns Menschen, die wir darauf leben, haben es sich leider zur Aufgabe gemacht, sich das Leben gegenseitig schwer zu machen. Aus Geldgier, aus Neid, aus Machtlust oder aus welchen Motiven auch immer. Allerdings glaube ich nicht daran, dass es unser aller Bestimmung ist, uns gegenseitig zu bekriegen und uns das Leben schwer zu machen.

Ich glaube daran, in einer Welt zu leben, die das Gute im Menschen braucht. Nein: Wir können nicht das ganz große Rad drehen und ALLES besser machen. Wir können nur in unserem kleinen, direkten Umfeld etwas zurückgeben. Anderen das Gefühl geben, dass wir füreinander da sind. Ein Lächeln, vielleicht sogar ein Lachen in ihr Gesicht zaubern. Und, ja, uns manchmal auch von Menschen verabschieden, die uns auf dem Weg nicht weiterbringen oder die uns vielleicht sogar blockieren. Ich stelle auf meinem Weg – vor allem auf dem Weg, den ich in den letzten beiden Jahren gegangen bin, fest, dass ich von Tag zu Tag deutlicher weiß, was ich will. Und dass es im Leben eben auch Abschiede geben muss.

Das größte Privileg ist es, frei leben zu dürfen. Doch was bedeutet Freiheit?

Es ist ein großes Privileg, frei leben zu dürfen. (Viele Menschen auf dieser wunderschönen Welt dürfen das nicht, weil äußere Zwänge sie im Griff haben und ihre Wege leiten.) Und ich glaube, ehrlich gesagt, nicht daran, dass das Leben ständig kompliziert sein muss. Eines ist es allerdings: ständig in Bewegung. Immer. Unaufhörlich. An dieser Tatsache können wir nichts ändern. Aber: Es steht uns frei, das Tempo zu ändern, in dem wir mitlaufen. Um unser WARUM zu finden. Im Innen, wohlgemerkt – nicht im Außen.

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